Wedel-Schulauer Tageblatt reviews Leif Ove Andsnes and Christian Tetzlaff’s duo recital at the Schlesweg Holstein Festival
“Das Schleswig-Holstein Musik Festival bringt mit Christian Tetzlaff (Violine) und Leif Ove Andsnes (Klavier) Weltstars der Klassik nach Haseldorf.
“Bewegtes Wetter im Norden, bewegte Zeiten in der Musik. Auf dem Programm im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals im Haseldorfer Rinderstall standen am Donnerstagabend vier Sonaten für Klavier und Violine. Das Publikum im ausverkauften Rinderstall war von dem Duo Christian Tetzlaff (Violine) und Leif Ove Andsnes (Klavier) von Anfang an begeistert, jubelte den beiden Weltstars nach der fulminanten Mozart-Sonate für Klavier und Violine (G-Dur KV 379) Bravo-Rufe zu.
“Interpretiert wurden mit Dmitri Schostakowitschs Sonate für Violine und Klavier G-Dur op. 134, Leoš Janáceks Sonate für Violine und Klavier und Maurice Ravels G-Dur Sonate Werke, die in einem spannungsreichen Kontext ihrer jeweiligen Zeit entstanden sind.
“Der Hamburger Tetzlaff ist ein gefeierte Weltklasseviolinist und einer der spannendsten Musiker der Klassikwelt. Der Norweger Andsnes hat zahlreiche Preise gewonnen – allein für den Grammy wurde er achtmal nominiert, 2007 erhielt er den Peer Gynt Prize. Seine kühle Eleganz und Virtuosität, seine Kraft und die Leidenschaft, die sich in jedem Ton des Steinway Flügels manifestierte – die sich aber nicht unbedingt an seinem sympathischen, klar konturierten Gesicht ablesen ließ. Der Saiten-Akrobat Tetzlaff, mit straff gebundenem Pferdeschwanz, war so ganz mit der Musik verwoben, sein Spiel von wildem Ausdruck, dabei zärtlich und leidenschaftlich.
“Zu Zweit brillierten sie beide, jeder auch solistisch, und das mit technisch anspruchsvollsten und aufregenden Werken der Musikliteratur – das konnte nur ein unvergesslicher Abend werden.
“Zweifelsfrei war die Sonate von Ravel ein Höhepunkt des Abends. Die Satzfolge Allegretto, Blues, Moderato ist ungewöhnlich, doch Ravel, der bekennende Anarchist, stand damals wie viele andere Musiker unter dem Einfluss der beginnenden Jazz-Ära. Diese außergewöhnlichen Werke hätten kaum besser aufgeführt werden können als von diesen beiden Nordlichtern. Es sind freilich verschiedene Temperamente – dennoch erzeugten sie mit ihrem Spiel eine klangliche Einheit.
“Und es ging weiter, mit Dmitri Schostakowitschs (später) Sonate – einer Klangwelt mit gleichsam unendlicher Melodie, zupackend, mitunter aggressiv und manchmal kaum erträglich in ihrer schmerzhaften Intensität. Diesen schroffen Klanglandschaften verliehen Andsnes und Tetzlaff Ausdruck, erzeugten ein transparentes, gleichwohl akzentuiertes Klangbild.
“Die Sonate von Janácek mit Klangkombinationen von berührender Schönheit, mit hochemotionalen Episoden und dem Finale mit einer lyrischen Klaviermelodie und den ins Stakkato gehenden Störimpulsen der Violine als Kontrast – das war einmal mehr Hörgenuss für Klassikfans.”
Source: Wedel-Schulauer Tageblatt